Im Endeffekt ist ein Glaubenssatz nur ein Satz, den man glaubt....

Foto: Unsplash - free credits
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Back to the roots. Ein Besuch in den Tälern der Glaubenssätze. Mit so mancher „Begegnung“ hatte ich ja gerechnet, als ich mich nach über 5 Jahren wieder mal auf machte in Richtung Elternhaus, Heimat, Herkunftsort.

Mit mancher Lehre hatte ich gerechnet, nicht mit der, WIE extrem Glaubenssätze und Glaubensmuster sein können.

Als Coach ist es meine tägliche Arbeit, meine tägliche (eigentlich Lieblings-)Beschäftigung Glaubenssätze zu suchen, zu finden, zu lösen, mit meinen Kunden neue, positive zu formen und zu festigen um dann lauter positiv gestimmte Menschen in ihre neu gewonnene, mentale „Freiheit zu entlassen“.

Ich hatte immer im Bewusstsein, dass wo ich herkam, die Umwelt ein wenig schroffer, die Täler sehr schmal, die Berge sehr hoch, der Weitblick eingeschränkt, wenn nicht unmöglich (gerade mal vom Gipfel eines Berges – aber den musste man erst mal erreichen) waren. Ebenso verhielt und verhält es sich noch immer mit der Mentalität des Großteils der Bevölkerung. „Der Nachbar ist dumm, weil er so denkt“, „schau mal wie der ausschaut“, „verrückt, was der tut“, „na so ein Spinner“...

Ich war wie vor dem Kopf gestoßen, vergingen doch kaum 15 min. Gespräch, egal mit wem, schrillten bei mir permanent die Alarmglocken: Tilgung! Generalisierung! Verzerrung! Meta-Modell-Verletzungen egal wo ich hinhörte.

War ich doch gerade zusätzlich so etwas wie zurückversetzt in meine Kindheit und Jugend, wurde mir bei dem Gedanken leicht übel, was man mir so alles eingeimpft hatte und ehrlich, zurück in Wien, ich kämpfe noch mit mir, auf der Suche nach weiteren Mustern, die mir das Leben sicher schwerer, nicht leichter gemacht hatten und noch machen.

Generalisierungen ganz vorne weg: wenn dieser oder jener der Sohn oder die Tochter von dem oder jenem ist, naaaaa, der kann ja nur so oder so sein. Erschreckend mit welchen Stempeln auch ich zu leben hatte. Und wie schnell eine Person ausgeschlossen wird oder wurde, wenn sie denn so frech war und sich traute zu widersprechen oder ließ man dem anderen vielleicht doch eine Chance sich als netter Mensch zu entpuppen? Selten bis kaum...

Das tut man nicht!

So ist man nicht!

Das denkt man nicht!

Das ist aber schwer! (Ein besonders „förderlicher“ – Sarkasmus off - Satz, zu einem Kind gesagt, welches gerade etwas versuchen will! Was glaubst du, wird es dem Kind leichter oder schwerer fallen, nachdem die Vertrauensperson Nr. 1 diese Aussage getätigt hat?)

So hat man / es zu sein, so hat man / es nicht zu sein. Punkt, aus. Und Ende der Diskussion. Und wenn du hinterfragst, bist du entweder dumm oder bestenfalls ein Querulant.

 

Dabei lohnt es sich so sehr, die eigenen (!) Werte zu finden, die eigenen (!) Glaubensmuster zu erarbeiten und diese zu leben, denn genau sie bedeuten letztendlich Freiheit.

Wenn wir uns oft nicht frei fühlen in unserem Leben, in unserem Tun, dann eben WEIL wir aufgrund aufoktroyierter Muster leben. ABER: im Endeffekt GLAUBEN wir nur, sie seien aufoktroyiert! Denn wir leben alle in einem freien Land. Unser Wille ist frei. Wenn wir ehrlich sind, so sind wir jederzeit frei zu entscheiden, was wir tun wollen. Wir sind nur meistens zu feig, weil wir gefallen wollen. Allen voran den anderen und dadurch erhoffen wir uns „Lob und Anerkennung“ – wenn uns die anderen lieben und sagen und zeigen, dass wir es „richtig“ machen, so wie wir es gelernt haben, werden wir am Ende endlich zufrieden sein. Nur diese Rechnung geht eben nicht (immer) auf. Denn selten sind die ureigenen Werte kongruent mit den anerzogenen. Und je strenger und unnachgiebiger das eigene Elternhaus war, umso schwieriger war und wird der Weg sein, die eigenen Werte zu erkennen, auszugraben und zu leben. Aber es lohnt sich. Denn jeder von uns lebt in seinem Hier und Jetzt. Und das zu vergeuden in dem Versuch es anderen recht zu machen um dann später wohl oder übel der Erkenntnis zu erliegen, dass ich es vor allem einer Person voran NICHT recht gemacht habe, nämlich mir selbst, wäre nicht nur jammerschade, sondern vor allem sehr bitter. Die Reise in meine Vergangenheit – so nenne ich den Ausflug - hat mir vor allem eines gebracht: dass ich wirklich erhobenen Hauptes sagen kann, dass ich stolz auf mich bin. Stolz, mich selbst was mein Denken betrifft nicht mehr in einem Tal, sondern wenn vielleicht nicht auf dem Gipfel, dann aber bereits auf einem Hochplateau zu befinden und stolz, es sogar soweit geschafft zu haben, beruflich als Coach Menschen aus ihren Gedankentälern wie ein Bergführer zur Seite zu stehen, bis wir gemeinsam den Gipfel erreichen und einen atemberaubenden Ausblick genießen können, der vorher im Tal der Glaubenssätze und -muster noch undenkbar schien. Was nicht heißen soll, dass ich keine Glaubenssätze mehr mit mir herumtragen werde, aber dass es möglich sein wird, Glaubensmuster abzulegen.

 

Es ist mein großes Ziel, die einschränkenden loszuwerden. Diejenigen, die verhindern, mich frei zu fühlen. Diejenigen, die blockieren, diejenigen, die einem – wie das kleine Teufelchen auf der Schulter – immer wieder suggerieren: „das darfst du nicht, das sollst du nicht, das kannst du nicht.“

Was jede/r von uns täglich im Kleinen tun kann, dass sich Glaubensmuster nicht wie Viren verbreiten, möchte ich anhand eines ganz einfachen Beispiels erläutern. Mein Sohn fragte mich letzthin: „Mama, warum haben manche Menschen Angst vor Ratten?“ und ich traue mich zu wetten, dass bei dir, liebem Leser, mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt die „Pest-Geschichte“ im Kopf auftaucht. Der Glaube, dass Ratten die Pest übertragen haben. Ich betone: DER GLAUBE! Und auch ich hätte spontan und unüberlegt diesen Glaubenssatz weitergeben können und Angst vor Krankheit suggerieren können. Eine weitere Generation hätte geglaubt, Ratten haben Pest übertragen. Punkt. Stattdessen war es mir möglich etwas zu durchbrechen, denn meine Antwort war: „Schatz, ich hab ehrlich keine Ahnung.“

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Kommentare: 1
  • #1

    Barbara (Donnerstag, 23 Mai 2019 17:10)

    Wie immer, treffend formuliert.
    LG Barbara