Wie der Lump denkt...

Performt ihr Kind auch?

 

Hat es einen durchgetakteten Tag, eine geplante Woche, kaum freie Spielzeit mehr, denn Lernen ist angesagt?

 

Spätestens in der 3. oder 4. Klasse VS ist Schluss mit „lustig“... Bei vielen Kindern, leider.

 

Was für eine Wohltat aus dem klassischen System ausgestiegen zu sein!

 

Welch ein Befreiungsschlag!

Dieses zwanglose Lernen beobachten zu dürfen. Man erinnert sich zurück, dass einfache Additionen oder Subtraktionen mit einer Zehnerüberschreitung mühsam waren und ein paar Wochen später sind plötzlich Gleichungen im Zahlenraum 50.000 hochinteressant. Mathematik wurde vom roten Tuch über Nacht zum Lieblingsfach. „Aber auf Englisch!“ Denn man darf es sich ja aussuchen, in welcher Unterrichtssprache man lernen möchte.

Und konnte sich der Nachwuchs vorher an nichts erinnern, was an dem Schultag gelehrt wurde – oder wollte er sich schlicht und einfach an nichts erinnern?  - so kommt er jetzt brustschwellend zur Haustüre rein, reisst den Rucksack auf und zeigt voller Stolz, was er in seinen Kalender geschrieben hat. Nämlich das, was er heute gelernt hat.

 

So viel Eigeninitiative gab es 3 volle Schuljahre nicht, aber so viel Eigenverantwortung wurde ihm auch nicht abverlangt. Oft frage ich mich, ob er die Zeit in der Regelschule nur abgesessen hat, tagträumerisch, irgendwie unglücklich. Da er aber nicht wusste – und ich ebenso wenig- wie es sein kann, konnte er sich auch nicht artikulieren, dachte sicher, es gehört so. So ist sie nun mal, die Schule.

Und ich muss sagen, wir hatten wirklich großes Glück! Liebe Lehrerinnen, die sehr bemüht waren auf ihn einzugehen!

Und jetzt? Was ist da plötzlich los?

Trotz motorischer Ungeschicklichkeit und Unreife ein nie dagewesener Bewegungsdrang. Nun, die Kinder müssen auch nicht ruhig sitzen, sie dürfen sich bewegen, die klassische Form des Unterrichts fehlt. Und das scheint zu motivieren. Das Sportangebot ist sehr umfassend! Von Yoga über Laufen, Balancieren bis Fußball ist täglich was auf dem Plan, man darf sich – wiederum selbständig – dazu eintragen.

Aufgaben wie Gartendienst oder Tisch putzen machen selbständig und wichtig. Man wird zu einem wichtigen Teil der Gruppe, zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft.

Das macht stark, stark und selbständig.

Man fühlt sich gebraucht und selbst verantwortlich.

Kein Lehrer, der einem ständig vorgibt: „Buch Seite 16, Zeile 7... „

Suche selbst, mache selbst, trage selbst in deinen Kalender ein, was du gemacht hast!

Trage selbst die Verantwortung für dein Handeln oder dein Nichtstun.

Bleibt dein Kalender an dem Tag leer, fühlst du dich schlecht. Da muss keiner sagen: „...das war zu wenig.“ Das weißt du selbst.

Und genau dieser Vertrauensvorschuss ist es, den ich so sehr schätze. Jedes Kind WILL lernen!

Genau das ist es, was ich oft so sehr vermisse. Schon von klein auf wird den Kindern Manipulation oder Faulheit unterstellt.

Oft frage ich mich, woher solche Annahmen kommen. Vielleicht sollten gerade die, die ihren Kindern die schlechten Angewohnheiten unterjubeln wollen, einmal kritisch hinterfragen, woher dieses Misstrauen wohl kommt. Oft ist es die eigene Unsicherheit, die uns im Gegenüber Übles erahnen lässt oder manchmal gilt auch einfach nur der Spruch: „Wie der Lump denkt, so spricht er...“

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Carmen (Dienstag, 14 November 2017 13:10)

    Liebe Verena, wieder einmal hast du den Nagel auf den Kopf getroffen und sprichst mir aus dem Herzen.