Passiv schneller zum Ziel – oder die Kunst des Nichtstuns.

Bild von Arun Sharma
Entspannt zum Ziel Bild von Arun Sharma

Der Spruch: „Wenn du jeden Tag immer nur dasselbe tust, wirst du auch immer nur dasselbe bekommen.“ – ist allseits bekannt und so glaubt so ziemlich jeder, der ihn liest, dass durch Strategieänderung auch automatisch eine Änderung der Lebenssituation eintreten wird, oder sich zumindest eine Änderung der Gefühlslage herbeizaubern lässt.

Soweit, so richtig.

Wo ich aber den Haken an der Sache immer wieder erkenne und viele – in meiner Praxis – betreue, ist die Tatsache, dass der (westliche) Mensch der Überzeugung ist, für sein Wohlbefinden vor allem eines erbringen zu müssen: Leistung!

Und wenn er sich nicht wohlfühlt, dann war es wohl nicht die richtige oder ausreichende Leistung. Allein in dem Leitsatz: „Wenn du jeden Tag dasselbe tust,...“ steckt ja bereits das Wort „TUN“ drinnen.

Und unser Gehirn funktioniert nun mal so, dass es im ersten Moment ja gar nicht auf die Idee kommt, dass NICHTSTUN auch eine Option sein könnte.

Selbstverständlich spreche ich jetzt als Coach nicht die Personen an, die Ziele haben und bei denen es an dem Start oder an der Umsetzung scheitert, sondern die Getriebenen, die glauben, für ihr Wohl immer kämpfen und tun zu müssen, weil ihr Unterbewusstsein ihnen fleißig suggeriert, sie hätten das Glück auf Erden nur dann verdient (wenn überhaupt), wenn sie denn auch genug Leistung dafür erbracht hätten.

Diese Thematik ist gleichermaßen bei Männern und Frauen vertreten, interessant ist, dass wenn man es durch die Brille der traditionellen chinesischen Medizin betrachtet, Yin und Yang sich genauer ansieht, so wird ein eklatanter Mangel an Yin sichtbar, der weiblichen Komponente. Doch wie ist Yin überhaupt, was bedeutet überhaupt Yin und Yang? Jeder kennt es, viele kleben sich das Zeichen in ihre Wohnung, tragen es als Schmuck oder Temporary Tattoo ohne wirklich zu wissen, was Yin oder Yang wirklich bedeutet.

Nicht wissend, dass wir alle permanent von Yin und Yang umgeben sind, sogar danach leben, selbst Yin und Yang in uns tragen, usw.

Erlaube mir einen kleinen Exkurs, es lohnt sich: Der Ursprung des Yin-Yang-Zeichens stammt aus dem Taoismus in China und Bedeutungen hat es schier unzählige! Yin ist der dunkle Teil des Zeichens und Yang der helle, ich wette, alleine da sind schon die Meisten falsch gelegen. ;-)

Der Punkt mit der entgegengesetzten Farbe ist ein Hinweis auf die Bedeutung des Yin-Yang, dass es immer ein Gegenteil gibt! Alles enthält den Samen seines Gegenteils! Die Taoisten glauben, dass das Universum aus Energien, Schwingungen und Materie zusammengesetzt ist, welche sich in verschiedenen Abhängigkeiten zueinander verhalten.

Ein Ding kann sowohl Yin als auch Yang sein! Wovon das abhängt? Von vielen unterschiedlichen Faktoren! So kann ein Getreide, wenn es wächst Yang sein, denn es befindet sich im Wachstum und voller Energie und Kraft! Wird es geerntet, wird es zu Yin. Dörfer in China, die auf der Sonnenseite eines Berges liegen haben die Endung –yang, während die auf der Schattenseite des Berges auf –yin enden. Das Gaspedal eines Autos ist Yang, die Bremse Yin. Yang ist starr, voller Kraft, Energie, klar, warm und deutlich. Yin ist fließend, passiv, kühl und langsamer.

Yang beginnt eine Aktion, Yin erhält und vervollständigt. Yang ist klar und manchmal wütend, tobend. Auch Yin ist stark, aber es tobt nicht. Yin ist der starke schwarze Wirbel, der aber in seinem Inneren einen weißen Punkt trägt, Yang ist der weiße Wirbel, der aber in seinem Inneren einen schwarzen Punkt trägt.

Yin fließt ruhig, wie klares Wasser in einem ruhigen Fluss, wird es zu einem Wasserfall, wird es zu Yang.

Der Taoismus lehrt, dass es im Universum eine Kraft gibt, die höher, tiefer, wahrer und größer ist als alles andere.

Es heißt Tao. Der Taoismus lehrt uns, dass wir von beiden lernen müssen, von Yin und Yang. Im Gegensatz zu Religionen, die Gottheiten personifiziert haben und diese anbeten, gibt es im Taoismus diese Art von höchster Macht nicht. Taoisten glauben, dass das Leben in Harmonie mit dem Weg verläuft.

Dass man sich nicht gegen den natürlichen Verlauf des Universums wehren soll, denn man vergeudet unnötig seine Kraft und Energie.

Jetzt kehre ich zurück, wo ich anfangs begonnen habe zu schreiben.

Oft ist es auch eine Lösung etwas zu ändern, wenn wir uns nur zurück nehmen, wenn wir aufhören zu kämpfen und beginnen zu empfangen. Wenn wir zum Beispiel weniger diskutieren.

Sei bereit einen Schritt zurück zu treten, sei bereit eine Aktion abzubrechen und du wirst noch schneller voranschreiten. Hör auf „the better me“ sein zu wollen indem du noch mehr, noch härter arbeitest, sei einfach du, sei, was du bist. Lebe einfach! Jede Art von Komplikation bringt dich vom Tao weg. Flexibilität ist Weisheit, Weisheit ist flexibel. Lerne, dein Yin und Yang zu unterscheiden. Du musst es ja nicht als taoistische Weisheit leben. Lerne, einfach passiv zu sein, wenn es dir gut tut und nicht immer dem Irrglauben zu erliegen, NOCH mehr leisten oder tun zu müssen, damit es dir gut geht oder besser wird.

Ruhe und empfange! Das Leben hat auch für dich viel bereit gestellt! Wenn du immer nur am angestrengten Arbeiten bist, entgeht dir die Schönheit der Dinge, die du nur empfangen kannst, wenn du ruhst, bereit sie aufzunehmen.

Ich hoffe, dass nach diesen Zeilen der Satz - „Wenn du jeden Tag immer nur dasselbe tust, wirst du auch immer nur dasselbe bekommen.“ - eine etwas andere Bedeutung auch für dich bekommen hat. Nämlich die Erkenntnis, dass Nichtstun auch sehr viel Fortschritt in puncto Weiterentwicklung in sich bergen kann.

Viel Freude beim „einfach sein“, viel Freude mit dir.

 

 

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