Das Leben ist wie (m)ein Garten... Und warum es perfekt wird, wenn man es nicht plant.

Viele Freunde und Bekannte kommen in meinen Garten und sind der Überzeugung ein Gartenarchitekt hätte ihn geplant, ein Gärtner hätte alles gepflanzt und ich hätte eine Armada an Menschen, die mir bei der Erhaltung helfen. Das Gegenteil ist der Fall. Niemand hat ihn geplant, nicht mal ich. Die Ausführung lag in meinen Händen, manchmal war auch ein wenig Unterstützung notwendig, da waren wir dann zu zweit, aber das Meiste hab ich alleine bewerkstelligt und zwar dann, wenn ich das Gefühl hatte, es passt. Ich hatte die meiste Zeit während der Pflanzung sogar meinen Sohn als Baby mit einem Tuch umgebunden, also pflanzten wir einfach „gemeinsam“.

Was hat der Garten aber nun mit dem Leben zu tun? Die Meisten glauben, dass man alles planen soll. Das Leben, das Heute, das Morgen, unsere Entwicklung, die Entwicklung unserer Kinder, ihre Ausbildungen, unsere Fortbildungen, usw. usf.

Was dabei herauskommt ist ein großer Haufen Unzufriedenheit. Denn was sich nicht planen lässt, sind die unzähligen Variablen in unserem Leben. Wir versuchen krampfhaft Struktur und Plan in unser Leben zu bekommen, statt uns einfach dem Fluss hinzugeben, wissend und vertrauend, dass wir sowieso immer und überall unser Bestes geben, aber nicht in Form von Leistung und Tun, sondern in Form unseres Seins.

Wir haben in unserer leistungsorientierten Gesellschaft oft völlig den Blick und das Vertrauen verloren, dass wir selbst, so wie wir sind, perfekt sind, mit allem, was wir mitbringen. Von klein auf wird uns suggeriert, du musst lernen, leisten, erbringen, denn du bist, so wie du bist, auf gar keinen Fall genug. Schrecklich!

Was hat das nun aber alles mit meinem Garten zu tun?

Nun, ... würde ich, nur weil ich es mir einbilde, Pflanzen so setzen, weil es „so“ eben perfekt aussieht, hätte ich in kürzester Zeit Wüste in meinem Garten. Und so verhält es sich auch sehr häufig in den Gärten. Die Besitzer nehmen keine Rücksicht auf die Eigenheiten der Pflanzen, lassen die Dinge sich nicht entwickeln, sie lassen um teures Geld planen, finden etwas schön und so hat es dann zu sein. Was passiert? Es dauert nicht lange, es kommen Schädlinge, Pilze wuchern, Pflanzen gehen ein, faulen dahin, verkrüppeln oder verkümmern. Und warum?

In meiner Welt sehe ich das so, dass man ihnen eben nicht den nötigen Respekt erwiesen hat und in Folge auch nicht tut!

1. Dort wachsen zu dürfen, wo sie sich richtig entfalten dürfen. Boden, Luft, Licht, Nachbarn (Ja! Auch Pflanzen brauchen ihr soziales Umfeld und verkümmern im falschen!)

2. Raum zur Entfaltung – was soll das mit dem ewigen Rückschnitt? Ich entferne Totholz und vielleicht Wildtriebe aber warum muss etwas auf Biegen und Brechen in eine Form getrieben werden, damit sie „gefällt“? Sehr menschlich, zugegeben! Was bedeutet schön!?

3. Das soziale Gefüge muss sich entwickeln dürfen! Wir werden zwar in eine Gesellschaft hineingeboren aber unsere Freundschaften entwickeln sich erst mit der Zeit und auch da gibt es ein Kommen und Gehen. Es ist schön, wenn ein Garten langsam wachsen darf und man langsam aufstockt, dazusetzt, was dazu passt, was sich anschmiegt und sich ergänzt, in Größe, Farbe und Form.

Wie funktioniert aber nun so ein nicht geplanter Garten?

„Wie hast du das gemacht?“ höre ich immer wieder...

Intuition, Liebe und Hingabe, sich selbst zurücknehmen, die Dinge sich entwickeln lassen, die Zeit arbeiten lassen, nichts wollen, nur beobachten. In meiner Arbeit begegne ich täglich Menschen, die jahrzehntelang ihre Muster fahren und von mir erwarten „mach das weg“ – am besten in einer Sitzung. Wenn ich sehe, wie wir mit unserer Umwelt umgehen, dann wundert es mich nicht, dass wir auch mit uns so hart, ungeduldig und ruppig umgehen. Würden wir uns selbst wie die kostbarste Pflanze der Erde behandeln, hegen, pflegen, ausreichend mit Nahrung, Licht und Liebe versorgen, wissend, dass sie eben Zeit braucht um zu wachsen, um in ihrer Herrlichkeit und Pracht zu erblühen, wäre es schon mal ein ganz toller Anfang um das Maximum zu erreichen, nämlich unsere zufriedene Vollkommenheit.

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