Zufrieden?

Foto: unsplash - free credits
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Was zählt wirklich in unserem Leben, was zählt in DEINEM Leben, was macht dich zufrieden? Was lässt dich am Abend glücklich einschlafen?

Der Partner, in dessen Armen du liegst? Das Auto, welches in deiner Garage steht? Der berufliche Erfolg, der dich gut fühlen lässt und dir das Geld am Konto beschert, welches dich im wahrsten Sinne des Wortes „ruhig schlafen“ lässt?

Interessanterweise sind wir alle ziemlich mies darin einzuschätzen, was uns ECHT zufrieden macht.

Klar voran wird genannt: Partnerschaft, Freunde, Gesundheit (vor allem in Zeiten wie diesen), Arbeit die einen erfüllt und ausreichend Geld bringt, Selbstwirksamkeit, das Gefühl, selbst Entscheidungen treffen zu können und last but not least: ausreichend Schlaf!

Wer ein Kind hat, weiß, wovon ich spreche! ;-)

 

Zufriedenheit hat – und das klingt gar nicht so sexy – mit Kontrolle zu tun!

 

Immer, wenn wir das Gefühl haben, wir könn(t)en eine Situation kontrollieren, stimmt uns das irgendwie zufrieden. Lege doch dieses Gefühl mal auf Partnerschaft, Freundschaft, etc. um... Klar wollen wir alles unter Kontrolle haben – so gut es eben möglich ist – denn das erspart uns Enttäuschungen und Unsicherheit.

 

Kontrolle klingt schrecklich! Wenn wir aber dahinter schauen, was hinter der Strategie „Kontrolle“ steckt, so ist es eigentlich das Bedürfnis nach Sicherheit.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch Geldgeschenke, Lottogewinne etc. nicht auf DAUER glücklich machen. Sie mögen einen kurz mal „aushebeln“, weil sie das Leben zu erleichtern scheinen, aber die echte Zufriedenheit lässt sich eben damit auch nicht kaufen.

 

Worum geht es also, wenn wir zufrieden sind?

 

Wir schlafen ruhig und sind ausgeglichen, um nicht zu sagen „glücklich“, wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind, meistens ganz voran das der „Sicherheit“.

 

Was aber genau sind denn jetzt die Bedürfnisse?

Der Partner, das Auto, der Hund, das Haus?

 

NEIN! Sie sind allesamt Strategien um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Und ja, auch der Partner ist eine. Klingt hart, nicht wahr. Ist aber so! Eigentlich ist er sogar normalerweise unsere Lieblingsstrategie! Und Probleme in der Partnerschaft resultieren daraus, dass wir absolut überzeugt sind, der Partner wäre für die Erfüllung unserer Bedürfnisse verantwortlich. Ist er aber keinesfalls. Die gehört uns ganz alleine!

 

So, was tun wenn aber Partner Unterschiedliches wollen? Stehen dann die Bedürfnisse im Widerspruch?

NIEMALS! Bedürfnisse stehen NIE im Widerspruch zueinander, nur die Strategien, die wir uns für die Erfüllung so ausgedacht haben. Erschwerend kommt hinzu, dass wir oft felsenfest davon überzeugt sind, DIE Strategie zu kennen. Nun, es spricht ja auch nichts dagegen, seine Strategien zu kennen, wie man seine Bedürfnisse befriedigt. Z.B. lasse ich mir gerne am Abend ein Bad ein nach einem anstrengenden Tag um mein Bedürfnis nach Erholung zu erfüllen. Klappt immer! Bad einlassen, rein, chillen und Erholung ist gebongt.

Was aber wenn der Partner z.B. einfach Lust auf Sport im Fitness hat, weil er Bewegung braucht? Wer hat nun recht? Was wird gemacht?

 

JETZT beginnt es interessant zu werden und jetzt kommt die Flexibilität ins Spiel.

Fragt man beide beteiligten nach Alternativen, so wird im ersten Moment nicht viel kommen.

Beim genaueren Hinsehen, welche Tätigkeit alternativ entspannen könnte, bzw. welche es für Bewegung gibt, außer Fitness-Studio, kann es dann vorkommen, dass einer der Beiden „Spazierengehen“ als Alternative nennt und der Andere ebenso zustimmt.

So können also die Bedürfnisse „Erholung“ und „Bewegung“, die vorher noch im Widerspruch zu stehen schienen, mit ein und derselben Strategie erfüllt werden.

 

DAS braucht Übung! Kein Meister ist, was diese Form der Kommunikation und Auseinandersetzung betrifft, vom Himmel gefallen. Es braucht Zeit und vor allem auch den Mut sich genauer mit sich selbst und seinen Bedürfnissen auseinander zu setzen. Mut? Ja! Denn wir alle haben in unseren Biographien sehr selten nur die Erziehung genossen, die fragte: „Was brauchst du um glücklich zu sein?“ sondern vielmehr: „Wir sind hier nicht bei wünsch dir was, sondern bei so ist es!“

Die meisten von uns haben gelernt ihre Bedürfnisse zu unterdrücken, das ist auch ein Überlebensmechanismus, der notwendig war um nicht immer todunglücklich durchs Leben zu rennen.

 

Den Fehler, den aber ebenso die Meisten heute begehen ist, dem Partner oder den Freunden ihre Unzufriedenheit in die Schuhe zu schieben, statt selbstverantwortlich für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse einzustehen.

Das Schönste, wenn man den Unterschied zwischen Bedürfnissen und Strategien, zwischen Beobachten und Bewerten, zwischen Gedanken und Gefühlen, zwischen Bitten und Forderungen verstanden hat ist, dass man die Freiheit spüren kann. Die Freiheit, die gleichzeitig für Sicherheit steht.

Freiheit, immer neu nach Strategien suchen zu können und Sicherheit, dass es gewiss immer Alternativen gibt um die eigenen Bedürfnisse befriedigt zu wissen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Verena (Donnerstag, 14 Oktober 2021 19:46)

    Hallo Verena,

    ein interessanter Artikel! Wie schön Freiheit und Alternativen auch klingen, so denke ich dennoch, dass wir nicht ohne unsere Mitmenschen zufrieden sein können, da wir soziale Wesen sind und die meisten in uns die Ur-Sehnsucht in sich tragen, Wohltuendes zu teilen und Nähe zu spüren. Die SELBST-VER-ANTWORT-UNG, also selbst Antworten auf die eigenen Bedürfnisse finden, funktioniert meiner Meinung nach nur teilweise ohne andere Menschen. Nun ja, man kann sich die anderen Menschen ja aussuchen bzw. muss es nicht immer der einzige Lieblingsmensch sein, mit dem man etwas Schönes teilt.